Autumn Leaves
Autumn Leaves.
November 2016. Wie ich es schaffe, scheinbar Unzusammenhängendes in Zusammenhang zu stellen und sich so mancher Kreis schließt. So geht das bei mir.
Beginnend mit einem Lied von Ernst Molden das „Dei Schwesta waant“ heißt. Und mir irrsinnig gut einfährt. Beim Konzert Donnerstagabend spielt er diese wunderschöne Nummer und erzählt einleitend (s)eine Geschichte und Gedanken dazu. Von einem kanadischen Songwriter, dessen Namen ich mir unbedingt merken wollte, der im Schatten von Leonard Cohen und Neil Young stehe. Ich hab mir nicht nur den Namen nicht gemerkt, ich hab, wie sich später rausstellen sollte, jenen kanadischen Singer/Songwriter auch mit einem anderen Coversong von Herrn Molden verwechselt. Einige mentale post-its mit nach Hause genommen. Durcheinander gekommen. Too much impressions. Wenn auch – oder gerade weil – im kleinen Rahmen im Mord & Musik. (www.mordundmusik.at)
Der Morgen nach dem feinen Konzert hat mit der Todesnachricht von Leonard Cohen begonnen. Nicht so well. Die post-its, die Eselsbrücken der genannten Lieder und Musiker waren nicht mehr abrufbar. Die Tränen da. Im Gehirn geht das Licht im Archiv an. Abgespeicherte Momente kommen hoch. Unmittelbar. Kaum steuerbar. Traurigkeit. Dankbarkeit. Begleitmusikmomente im Buch der Erinnerungen.
Am 26.08.2009 durfte ich einem grandiosen Konzertabend in Wiesen beiwohnen. Eine Sommernacht mit diesem alten Herrn, dessen Bühnenpräsenz just kind of magic war. Gitarre gespielt, gesungen, gesprungen, getanzt, gekniet. In den Bann gezogen. Gedreht. Getanzt. Gänsehaut. Aufgesaugt.
Außerdem an jenem Abend: Ein paar freundliche Worte mit Herrn Schiffkowitz gewechselt. Auch einer der Feineren und höchst sympathisch.
Der Freitag vergeht. Nicht ohne mir noch eine telefonische Absage auf eine höchst motivierte Bewerbung abzuholen. Gegen Abend lassen mir die verblassten post-its keine Ruhe und ich scheue mich nicht nachzufragen um auf höfliche Art und Weise zu erfahren, dass ich mich vertan hatte: „Autumn leaves / Les Feuilles Mortes“ stammt von Joseph Kosma und „Your sister cried“ ist vom Kanadier Fred Eaglesmith. Genau! Das wars. Plötzlich war das post-it im Kopf wieder da und lesbar. Da fliegt er, der englische Adler über die Eselsbrücke. Und Robert Smith hinterher. Ganz ohne Herbstblätter. Wie konnte ich das nur vergessen? Ach ja. Es war der Tag an dem Mr. Cohen starb. Der Tag an dem eine der ersten Nachrichten die mich erreicht haben jene war, dass Leonard Cohen gestorben ist. Dass das so einfahren kann? Ja, es kann.
Dieses Foto ziert seit etwa zwei Wochen meinen Bildschirmhintergrund. Ich habe es gesehengeliebt. Diesen Blick, die Miene, die Haltung, das SonneSchattenSpiel, den Besen und den stadlähnlichen Hintergrund. Und gleichzeitig hat es mich gefreut, dass eine Katze in seiner Nähe ist. Auf Augenhöhe. Katzenwesen tun gut. Also not to forget: „Cats have their agenda“, wie der großartige Dylan Moran zu sagen pflegt.
© „Leonard Cohen at home, Los Angeles, September, 2016. Photograph by Graeme Mitchell for The New Yorker“
Tags darauf treffe ich den lieben Herrn K. und berichte ihm von der Pelzdemo (…), vom „Fair Christmas Foodstand“ der Veganen Gesellschaft Österreich am Christkindlmarkt Spittelberg (Gutenberggasse 23!), von meinen neuen musikalischen Freuden, dem feinen Molden Konzert und dem erworbenen Coveralbum auf dem „Finstara Schdean“ – seine Übersetzung von Radioheads „Black Star“ – drauf ist, die ich bisher nur in einer Youtube-Version vom wunderbaren Raphael Sas kannte. Nämlich diese hier:
Jetzt hab ich die Cd „Weida foan“ mit weiteren schönen Nummern gesungen von Ingrid Lang, Ernst Molden und Willi Resetarits. Gutes erzähle und empfehle weiter. More infos here: http://www.monkeymusic.at/monkey#/ernst-molden-weida-foan/
Und ich erwähnte eben Fred Eaglesmith. Herr K. so: „Ha! Banshee Soundtrack, Nummer 17.“ (Es ist zwar Track Nr. 5, aber das tut jetzt wirklich nichts zur Sache.) Haha. Ein weiterer Ball im Spielfeld der Verknüpfungen und passend in mein altes Mantra „Energie folgt der Aufmerksamkeit“. Er schenkt mir den Soundtrack some weeks ago, ich finde ihn super, erzähl ihm das auch und bekunde Interesse an der Serie. Ein paar Tage später sagt er mir, dass ich Banshee vielleicht doch nicht anschauen sollte. Weil es wohl doch, wie auch der liebe Herr L. erwähnt hat, sehr brutal zugehe. Mal sehen, ob ich es sehen werde. Der Soundtrack gefällt jedenfalls und kann hier gestreamt werden: http://bit.ly/1debwQ1
So, und hier also „Your sister cried“ von Fred Eaglesmith, welches Ernst Molden zu „Dei Schwesta waant“ inspiriert hat:
Die Kurzform der Gedankenkette wäre gewesen: Gerade noch hat Ernst Molden Leonard Cohen erwähnt. Dann hab ich meinen Laptop auf- und wieder zugemacht, geschlafen und bin aufgewacht. Hab den Laptop wieder aufgemacht und dann war Leonard Cohen tot. Das Gefühl beim Anblick des Desktophintergrundes schwingt um.
Seine Musik und die Erinnerungen bleiben. Sein letztes Album wird uns begleiten.
Good to know that he was ready to go.
Thank you for your company, dear Mr. Cohen. Rest in peace. Ich verneige mich.
Ernst Molden danke ich an dieser Stelle für seine – noch gar nicht so lange – musikalische Begleitung und wünsche weiterhin viel Inspiration und Freude beim Tun und – hoffentlich noch lange – Sein.
So, und um das Ganze nochmal etwas abzurunden hier „Black Star“ von Radiohead:
Zu guter Letzt ein Bonustrack, damit sich der Kreis zum Beitragstitel auch wieder schließt. Weil´s auch zum Zeitgeist passt und sozusagen der Ursprung der Verwechslung war.
Der Ernst des Jahres 2016 hat mit Blackstar begonnen. Aber das ist eine andere Geschichte voller Assoziationen. In und aus der kleinen Welt der Veganita.